Eine Königin reitet kein totes Pferd

Loslassen aus Sicht der Königinnen-Strategie

Das Leben ist nicht als Standbild gemeint, sondern permanente Veränderung. Frauen ist das wiederkehrende zyklische Werden, Vergehen und neu Entstehen in der Tiefe vertraut. Es ist Teil ihrer weiblichen Urnatur, die oft unter männlich ausgerichteten Paradigma der Linearität, des geradlinigen, (vermeintlich) vorhersagbaren Funktionierens verschüttet ist. In der Königinnen-Strategie üben wir, uns auf die stetigen Veränderungen einzuschwingen, anstatt unnötig festzuhalten.

Viele können ihn schon auch nicht mehr hören, den Spruch: „lass‘ doch endlich bzw. einfach mal los“. Darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten? Es gibt viele Erklärungen und Gründe dafür, warum „loslassen“ den meisten Menschen so schwer fällt.  Psychologisch betrachtet bedeutet jedes Loslassen  jedoch das Aufgeben einer Identifikation oder aus der Sicht der Yoga-Philosophie: Anhaftung.

Und wann immer etwas oder jemand losgelassen werden muss, dieses also nicht freiwillig geschieht, sind wir aufgefordert, unsere Identifikation, Erwartung und vielleicht auch Illusion über das was wir (vermeintlich) hatten, aufzugeben. Das kann emotional sehr schmerzhaft sein, meist begleitet von Wut, Trauer oder Enttäuschung und das ist menschlich. Doch viele Menschen wehren dass Durchleben dieser Gefühle ab oder haben grundsätzlich nicht gelernt, wie sie damit umgehen können. Hier kann es hilfreich sein zu wissen, dass jedes Loslassen in der Regel einem Muster folgt:

Verneinung – Widerstand – Krise – Neuorientierung I – Akzeptanz – Neuorientierung II.

Wird dieses Muster nicht durchlaufen, kann keine Neuorientierung entstehen und wir können das befreiende Potential des Loslass-Prozesses nicht erleben.

Das Loslassen, über das ich in diesem Artikel auch sprechen möchte, bezieht sich weniger auf äußere Verluste. Vielmehr soll es hier um das „Loslassen“ von inneren Mustern, Gewohnheiten, Überzeugungen und Glaubenssätzen gehen. Wir Menschen haben die Neigung, „Gewohnheits-Tiere“ zu sein. So nisten wir uns im Laufe der Zeit in unseren Denk-und Verhaltensroutinen ein. Das reduziert Komplexität, schafft Sicherheit und ist in einem gewissen Ausmaß völlig legitim und nützlich. Es kann aber dazu führen, daß wir „immer mehr desselben“ anhäufen und unbemerkt immer wieder diesselben Muster bedienen und vor allem auch bestätigt sehen wollen. Manche dieser Muster, Strukturen, Handlungen, Beziehungen werden im Laufe der Zeit zu „toten Pferden“, die wir immer noch verzweifelt versuchen zu reiten, zu retten.

Als ich in 2021 die Vorbereitungen zu meinem Umzug begann, blieb das Aussortieren natürlich nicht aus. Und als ich auf meine über Jahre hinweg geführten Tagebücher stieß, zögerte ich etwas: sollte ich sie mitnehmen oder nicht? Beim Lesen versank ich in alten Erinnerungen. Ich wartete noch einige Tage bis ich mich entschloß: die alten Geschichten möchte ich nicht mitnehmen – mein Umzug sollte einen neuen Lebensabschnitt markieren ohne unnötigen Ballast und Altlasten. Gewisse alte „Routinen“ und Themen wollten aussortiert werden. Andererseits wollte ich es später auch nicht bereuen, mich von meiner  persönlichen „Datenbank“ getrennt zu haben.  Da natürlich haufenweise private Dinge in den Büchern standen, entschied ich mich schließlich,  sie unzugänglich zu machen und sie in meiner Feuerschale zu verbrennen. Feuer ist das Element mit der größten Transformationskraft. Das Gefühl der Erleichterung und Befreiung „alte Geschichten“ sich einfach in Rauch und Asche verwandeln zu lassen war unbeschreiblich, alles bekam eine unerwartete Leichtigkeit. Das, was in diesen Tagebüchern stand, so interessant und erkenntnisreich es auch gewesen sein mag, es gehörte der Vergangenheit an. Es war vorbei, die Erkenntnisse integriert. Diese „toten Storys“ waren nicht mehr relevant. Ich war nicht mehr identifiziert mit meiner Vergangenheit. Eher fühlte ich mich, wie eine Schlange (übrigens ein großes Krafttier der Schamanen und der weiblichen Mysterienwege), die ihre alte Haut abstreift. In dem Vertrauen, dass die neue Haut schon heranwächst.

Alles Neue ist immer auch (etwas) Risiko und gleichzeitig „die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen – anstatt immer nur auf »Nummer Sicher zu gehen« und nichts Neues zu wagen“ (Virginia Satir).

Und so sehr Sicherheit und Festhalten ein Grundbedürfnis des Menschen ist – verständlicherweise besonders derjenigen Menschen, die vielleicht viele Unsicherheiten und Ängste erleben mussten (z.B. die Nachkriegsgeneration) – so sehr ist das Leben selbst gleichzeitig ständige Veränderung, Herausforderung, Entwicklung, Wachstum.  

Eine Weisheit der Dakota-Indianer lautet: „Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab!“

Ja, genau, denn erst dann hast du die Chance, wieder ein lebendiges Pferd zu reiten.

Eine Königin reitet kein totes Pferd
Eine Königin reitet kein totes Pferd

In der Königinnen-Strategie kultivieren wir bewußt das Loslassen, in dem Wissen, daß das Leben zyklisch ist, so wie die Phasen des Mondes. Wir üben uns darin zu erspüren, in welcher Phase sich ein ein Thema, das uns beschäftigt, gerade befindet. Statt unnötig festzuhalten, lassen wir los, in dem Wissen, daß Loslassen nicht bedeutet, etwas zu bekämpfen oder zu verdammen. Loslassen bedeutet SEIN LASSEN, etwas frei lassen.

In seiner Essenz ist Loslassen Freiheit, pure Öffnung in lebendige Weite und Fülle des eigenen Seins und des Lebens. Keine Königin läßt sich diese wunderbare Qualität entgehen, die meist erst am Ende einer herausfordernden, mutig durchschrittenen Periode entsteht.

Sehr gerne begleite ich Sie in Ihrem persönlichen Prozess des Loslassens!

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